die maske des “sozialen und grünen”
wie mensch “urban gardening” gewinnbringend verwerten kann zeigt auch die stadt wien seit einiger zeit immer wieder beispielhaft. projekte wie neuerdings in liesing angedacht, oder die von “heute” und ÖVP beim augarten hingestellt werden, können eine jedoch nur zum kotzen bringen – mit einer gemeinschaftlichen landwirtschaftlichen nutzung im sinne von ernährungssouveränität*, selbstbestimmung der gestaltung einer stadt die allen gehört die drin wohnen, hat das rein gar nichts zu tun. noch bevor sich die frage gestellt werden kann wer eigentlich zugang zu solchen wunderwaffenprojekten haben darf (am ehesten durch das sieb neoliberaler und rassistischer verwertungslogik gefilterte menschen) können wir feststellen dass es eh nie um menschen ging. es geht um die gewinnbringenste ausgestaltung der stadtplanung/politik, bei der weder soziales wohnen (zb keine gemeindebauten seit 2004 trotz hypnotisch wiederholtem bezugnehmen auf die längst verrotteten strukturen eines rotes wiens) noch ein solidarischeres ernährungsystem geht. leistbarer mietfreier wohnraum sowie eine ernährung ohne ausbeutung von umwelt und menschlicher arbeitskraft scheint nachwievor nicht denkbar. vielmehr werden strategien gefahren, die sich mit einem anschein des sozialen und “grünen” maskieren um das hässliche gesicht von verdrängung, aussiebung und ausbeutung zu verbergen.
hinter dieser maske verbergen sich gewollter leerstand (siehe zb augustinartikel der aktuellen ausgabe) und spekulation mit wohnraum, der neubau von wohnungen zu denen nur bestimmte menschen zugang haben, durch rassismus und klassismus erschwerte wohnungssuche und verdrängung, zwangsräumungen (ca. 7 pro tag in wien) von menschen die in aufzuwertenden häusern wohnen oder den eigentümer_innen in anderer weise nicht passen, bis hin zum wahrscheinlichen mord an mieter_innen die trotz schikanen bleiben.
städtisches gärtnern…
…heißt urban gardening übersetzt. kollektiver gemüsebau, landwirtschaft in der stadt oder stadtlandwirtschaft, die idee dass stadt und land keine trennbaren dinge sind – könnte urban gardening auch bedeuten. es könnte auch bedeuten dass menschen sich die stadt über das nutzen von raum mit dem anbau von lebensmitteln aneignen. tut es aber nicht. urban gardening ist ein label hinter dem kaltes profitstreben steht.
in anderen städten hat der begriff dann doch mehr mit sozialem und ernährung zu tun, wie z.B. bei dem projekt la familia verde in der bronx, new york. die arbeit der familia verde seit 25 jahren: “[the gardens] serve as education, cultural and social resource centers in traditionally underserved communities. [They] sustain the environment and culture of our neighborhood through education, community service and horticulture.” oder Das Detroit Black Community Food Security Network verbindet den kampf um die stadt mit dem kampf gegen rassismus.
die aneignung von begriffen die von unten kommen ist traditionelle vereinnahmungspolitik, und bleibt perfide und ungenießbar.
aktueller grüner lack und “soziales wohnen”
neue sahnestücke einer grünen und sozialen politik der verdrängung und verwertung sollen wohl das neue projekt in liesing sein gegen das sich schon menschen wehrten die auf der wiesn wohnen, oder der fake-urban-garten in augartenspitz-nähe, der von “heute” und ÖVP mit gardena und bellaflora hingestellt wurde. dazu gibt es eine lustige kleine dokumentation von stadtfrucht. grüne farbe abkratzen!
absurderweise wird am anderen ende der gleich wiese am augartenspitz seit jahren versucht einen gemeinschaftlich nutzbaren garten (besetzt) zu erhalten. der ist im gegensatz zum “heute”/övp-projekt allerdings nicht gewollt…
regieren über “partizipation”
neben repression und gewalt braucht das alles auch die (stille) zustimmung von den menschen die in dieser stadt wohnen, ihre wahlkreuze als legitimation (zumindest von denen die diese überhaupt machen dürfen), ihre “partizipation” an den großen fakes wie “urban gardens” um eine wirkliche partizipation und mitbestimmung selbstbestimmung zu verhindern. beispiel aspern: welche farbe sollen die blumenkästen haben?
[Nachtrag: Ungesehen blieb in diesem Artikel, dass die tatsächlichen Menschen, die diese auf noch so ungeliebte Weise erstellten Gärten nutzen, sich über die Möglichkeit freuen. Vielleicht gibt es Menschen z.B. durch prekäre Jobs keine Zeit utopische Gedanken zu spinnen, oder weniger Sicherheit beim sich dem Repressionsdruck zuzuwenden und miteinander Gesetze übertreten oder sich in deren Grauzonen zu bewegen…]
solidarische landwirtschaft…
…bedeutet entgegen der marktlogik, der ausbeutung und umweltzerstörung dem fact zu begegnen dass wir alle essen müssen. solidarische landwirtschaft braucht keine supermärkte und kapitalistische strukturen und auch kein bio-lable und lifestyle. sie kann eine konkrete alternative zur teilnahme am kapitalismus sein.
keine “urban gardens” und “smart cities” in wien und anderswo! für eine stadt für alle! zusammen solidarisch raum nehmen!
urban gardens verrotten lassen und solidarische landwirtschaft aufbauen!
http://zwangsraeumungenverhindern.noblogs.org
*”ernährungssouveränität” meint die idee, dass anstatt der interessen der konzerne und märkte menschen im zentrum der lebensmittelproduktion stehen, sowie dass ihre ernährung und landwirtschaft von den menschen selbst bestimmt werden.