Haschahof besetzt


Stadtfrucht-Artikel zur Haschahof-Besetzung:

(https://stadtfruchtwien.wordpress.com)

HASCHAHOF BESETZT – Wohnfonds droht mit Räumung

DSC_2498Heute am späten Vormittag fanden diverse Medienleute und Politikerinnen ein Mail mit dem Betreff „Haschahof ist besetzt!“ im digitalen Briefkasten. Wer die Aussendung öffnete, erfuhr folgendes: „Seit Ende 2015 ist EVORA im Haschahof, um den mutwilligen Verfall der Objekte und die Versiegelung der seit Jahrzehnten biologisch bewirtschafteten Ackerflächen entgegenzuwirken. Immer wieder wird versucht, bei Gebäuden die entweder der Stadtpolitik im Wege stehen oder der Spekulation dienen, durch kleine Manipulationen, wie das Entfernen von einzelnen Dachziegeln, oder das Aushängen von Türen und Fenstern, die Bausubstanz zu zerstören, um einen Abriss zu legimitieren.“
Wer sich die Gebäude des Haschahofs vor Ort anschaut, muss den Besetzerinnen recht geben. Der Gründerzeithof mit rund zehn Gebäuden ist generell in einem gut erhaltenen Zustand, doch da und dort finden sich Beschädigungen, die bewusst herbeigeführt scheinen. Zum Beispiel herausgerissene Trafokästen und heruntergeschlagene Armaturen. Oder die von der Gruppe angesprochenen Löcher im Dach, nicht viele, aber merkwürdige. Denn welcher Wirbelsturm geht so gezielt vor, dass er sich auf einem viele Hunderte Quadratmeter großen Dach (wie dem über den schönen alten Schnittböden) nur eine Stelle aussucht und dann ausgerechnet die über der Holzstiege. – „Wir haben einen Freund, der ist Dachdecker, der will das in den nächsten Tagen reparieren“, sagt ein Besetzer.
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Der Wohnfonds Wien, seit sieben Monaten Eigentümer, kann sich also glücklich schätzen, dass sich endlich jemand um die Instandhaltung des Haschahofs kümmert, die Wohnbaustadtrat Ludwig unlängst mit 75.000 Euro im Jahr bezifferte. – Möchte mensch meinen.

Aber der Wohnfonds Wien tickt etwas anders. Schon am Nachmittag schickte er die Polizei mit drei Wannen (Gruppenkraftwagen) vorbei. Etwas voreilig, denn den Beamten fehlte ein richterlicher Räumungsbescheid. Nichtdestotrotz droht den selbstermächtigten Haschahof-Hüterinnen weiterhin der Rauswurf. Oder doch nicht?
Will der Wohnfonds hier wirklich ein Verhalten fortsetzen, das ihm im Fall Haschahof schon genügend negative Schlagzeilen einbrachte?
Denn wider der im STEP25 (Stadterweiterungsplan) beschworenen „sanften Stadterweiterung“ ist die Stadt im „Zielgebiet“ Rothneusiedl bisher eher grob fahrlässig vorgegangen.
Zur Erinnerung:DSC_0466
Am 15. Juli 2015 wurde der Kaufvertrag zwischen der Herfelder’schen Familienstiftung und dem Wohnfonds Wien unterzeichnet. Für 57,6 Millionen Euro wechselten in Rothneusiedl rund 45 Hektar Boden und ein Gutshof die Besitzerin.
Dummerweise hatte man bereits im ersten Schritt dieses sogenannten Stadtentwicklungsprozesses nur die Entwicklung der Geldsummen im Auge und ganz die Menschen übersehen, die Teile dieses Areals nutzten: Die Tausenden Gärtnerinnen, die sich hier im Rahmen des Selbsternteprojekts Haschahof seit 28 Jahren biologisch nahversorgten.
Weder wurde ihnen gesagt, warum der Betrieb plötzlich zusperrte, noch bemühte man sich nach Abschluss der Kaufverhandlungen um einen Neubeginn. Die Bürgerinnen wurden von der Stadt mit Floskeln aus dem Wording-Baukasten abgespeist („Wir können Ihnen versichern, dass wir Ihre Sorge ernst nehmen und diese auch in gewisser Weise nachvollziehen können“), und im Regen stehen gelassen.
Nicht nur das: Um einen noch deutlicheren Trennungsstrich zum Leben und zur Geschichte in diesem Stadtteil zu ziehen, wollte der Wohnfonds Wien sogar die Gebäude des idyllischen Gründerzeithofs abreißen lassen, was in letzter Minute verhindert werden konnte.
(Nachzulesen hier:
ABRISS HASCHAHOF – Wohnfonds Wien vernichtet ein Stück Stadtgeschichte – Ein Hilferuf
und da:
HASCHAHOF – 1 Video & 1 Antwort & 1 Rettung
und dort:
https://stadtfruchtwien.wordpress.com/2016/01/16/haschahof-medienspiegel-und-stimmen/ )
Übrigens: Falls die Baumaschinen aufgefahren wären, hätte es im Hintergrund einige Menschen gegeben, die bereit waren, den idyllischen Hof mit dem Einsatz ihrer Körper zu schützen. Unter ihnen die, die nun damit beginnen, den Hof wieder mit Leben zu füllen und sich um seinen Erhalt zu kümmern.DSC_2451