Los gehts in die nächste Saison!


Was wir aushecken.Squash the State 1

SoliLa will in dieser Saison vor allem eins – solidarisch Landwirtschaften. Da sich das zwischen beständiger Räumungsdrohung und dem täglichen Leben und Aufrechterhalten einer Besetzung erfahrungsgemäß nicht in dem Ausmaß verwirklichen ließ, wie wir es uns gerne gewünscht hätten, wagen wir diese Saison einen nicht so naheliegenden Schritt: wir pachten!

Die Strategie und Aktion der Besetzung ist u.a. daraus entstanden, dass einer kleinen Gruppe von landwirtschaftlich interessierten und kapitallosen jungen Menschen vor einigen Jahren der Zugang zu Land verunmöglicht wurde. Sie ist auch entstanden aus der Erfahrung wie wenig Menschen an der Gestaltung einer nachhaltigeren Landnutzung sowie an der Stadtgestaltung und -politik teilhaben können, und wie wenig wir die Nutzung unseres Lebensraums daher selbst bestimmen können. Raum nehmen, selbst entscheiden, durch Gegenentwurf die andere, bessere, Welt im kleinen selbst leben, und in einer anderen, von uns selbst gestalteten, Art und Weise des gemeinsamen Produzierens von Lebensmitteln und dem Entscheidungen miteinander treffen, das steckt in der Strategie der Besetzung. Die bestehenden Strukturen sollen das Bestehende halten und ersticken Initiative und Veränderung mit ungleichen Machtverhältnissen, undemokratischen Entscheidungsprozessen und Repression. Für uns war daher die Besetzung, wie sie in vielen Regionen der Welt und dem Areal Europa selbstermächtigend durchgeführt wird, eine Strategie zu Zugang zu Land und damit einer anderen Lebensmittelproduktion, sowie eine politische Aktion, mit der verschiedenes thematisiert werden konnte. (Für eine Reflektion der Unterschiede zu Landbesetzungen anderswo siehe Beitrag zum Begriff “landlos” im blog.)

Daneben war ein wichtiges Anliegen von SoliLa allerdings auch immer die Produktion von Lebensmitteln und die Idee dass allen Menschen eine gesunde, erschwingliche, und nicht auf Basis von Ausbeutungsbeziehungen global und lokal und Zerstörung der Umwelt aufbauende Produktion, möglich sein sollte. Dieser Lebensmittelproduktion, angenähert durch das Experimentieren mit der Idee des Solidarischen Landwirtschaftens, DIY Kultur, und dezidiert antihierarischen, pro-/feministischen Grundsätzen und Reflektion von anderen Unterdrückungskategorien, wollen wir in dieser Saison mit Fokus nachgehen. Räumungen haben unsere Pflanzen und unsere Ernte zerstört weshalb wir dies in den vorigen Jahren nur eingeschränkt getan haben. Umgang mit Bullerei* Exekutive, Staatsschutz und Sicherheitsfirmen fordert Energie, die wir in diesem Jahr in den Anbau und den solidarischen Aspekt stecken wollen. Eine Fokusverlagerung, die unsere Wut, unseren Aufstand, unsere Liebe und Tatkraft nicht schmälert, sondern nachhaltig stärkt.

Landwirtschaft ist politische Aktion. Aus diesem Bewusstsein heraus gehen wir aufs Feld. Wenn ich Gemüse im Supermarkt kaufe bin ich verantwortlich für die Arbeitsbedingungen, globale Kapitalflüsse, Landraub, Vertreibung und Ermordung von lokaler und indigener Bevölkerung, Umweltzerstörung. Wenn ich das tun kann oder muss bin ich entweder privilegiert oder meine knappen Energie und Zeitressourcen, die aus Klassen- , Geschlechts- und rassistischer Unterdrückung resultieren, lassen mir nicht viel Spielraum für das Erdenken und durchführen von alternativen Arbeits- und Konsumformen. Land wird immer mehr zu riesigen Einheit zusammengefasst und industriell bewirtschaftet, wodurch der Boden nachhaltig geschädigt wird und der Lebensraum von Menschen und Tieren unbewohnbar gemacht wird. Kurz gesagt ist daher das Praktizieren von Landwirtschaft, kleinstrukturiert, nachhaltig und solidarisch mit Menschen und Tieren, und die sich somit der ausbeuterische Lebensmittelproduktion entgegenstellt, eine politische Aktion, die viele direkte und praktische Auswirkungen hat. (Noch schöner, wenn dieses Land auch aus dem Kapitalkreislauf genommen werden kann, wie mit Ko.Sy bald möglich.)

SoliLa wird in dieser Saison ein Stück Land in der Lobau pachten, gemeinschaftlich Gemüse anbauen und dieses bedürfnisorientiert an alle die Lust drauf haben verteilen. Gemüse soll an Menschen und Gruppen gehen, die kein Bock auf Supermarkt und die Welt in der dieser steht haben. Demnächst wird es eine Veranstaltung geben bei der wir mit interessierten Gruppen und Einzelpersonen darüber genauer diskutieren wollen. Wir freuen uns drauf!

 

*Antispeziesistische Aktion! 😉